Das Beispiel Humane Papillomaviren (HPV)

HPV-Infektionen gehören zu den weltweit am häufigsten sexuell übertragenen Krankheiten (STD).

Das Beispiel Humane Papillomaviren (HPV)

HPV-Infektionen gehören zu den weltweit am häufigsten sexuell übertragenen Krankheiten (STD). Ein großer Teil der Bevölkerung ist bereits infiziert. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen.

Internationale Erhebungen (1) (vgl. auch generell das Literaturverzeichnis) weisen darauf hin, dass HP-Viren an Karzinombildungen (Krebs) beteiligt sind.

Erst seit kurzer Zeit stehen Impfstoffe zur Verfügung, die vor einem geringen aber häufig verbreiteten Teil der Papilloma-Virentypen schützen sollen. Diese Stoffe sind aber teils umstritten.

HPV-Infektionen und Krebs

Belegt ist, dass bestimmte HP-Virustypen die Schleimhaut des Gebärmutterhalses krankhaft verändern können. Es entsteht in der Folge häufig eine Krebsvorstufe, aus der sich Jahre später Gebärmutterhalskrebs entwickeln kann.

Fachärztliche Untersuchungen und HPV-Abstriche zeigen bei Infizierten im frühen Stadium oftmals eine zelluläre Veränderung. Je nach Lokalisation, Virus-Typ und Beurteilung sind ärztliche Maßnahmen erforderlich. Sie sollen vorbeugend schwerwiegende Folgen gezielt vermeiden helfen.

Durch bestimmte HP-Virustypen entstehen Genitalwarzen (sogenannte Feigwarzen oder Kondylome). Diese schränken die Lebensqualität ein, sind häufig wiederkehrend und unterschiedlich gefährlich.

Es gibt begründete Hinweise auf Krebsgefahr durch HPV-Infektionen für Frauen an der Gebärmutter, insbesondere der Zervix, an Vulva, Uterus und Ovarien und an der Brust. Für Gebärmutterhalskrebs ist bekannt, dass bestimmte HP-Virustypen für die Entstehung hauptverantwortlich sind (z. B. die Typen 16 und 18; aber auch bei anderen der ca. 140 bekannten Typen wächst der Verdacht auf eine verantwortliche Rolle bei der Krebsentstehung).

Bei Männern besteht Krebsgefahr im Urogenitalbereich, insbesondere an den Hoden und am Penis sowie an der Prostata.

Generell gilt das erweiterte wissenschaftliche Forschungsinteresse bei beiden Geschlechtern inzwischen auch der HPV-bedingten Krebsentstehung im Mund- und Rachenraum und bei anderen inneren Organen (Speiseröhre, Speicheldrüse, Kehlkopf, Brust, Lunge, Nieren etc.).

Je nach Forschungsliteratur zum Thema können bereits jetzt 90–93 Prozent der Fälle von Analkrebs, 12–63 Prozent der Fälle von Oropharyngal-Krebs (Mund-Rachenraum), 36–46,9 Prozent der Fälle von Peniskrebs, 40–64 der Fälle von Vaginalkrebs und 40–51 Prozent der Fälle von Vulvakrebs potenziell auf HPV-Infektionen zurückgeführt werden.

Die Annahme, dass das Virus nicht ausschließlich an den Eintrittspforten des Körpers aktiv ist und bleibt, ist bereits durch die Forschung bestätigt. Forschungsliteratur zu den Angaben hier.

Ist Krebs-Prävention bei HPV-Infektionen möglich?

Es stehen seit einiger Zeit Impfstoffe zur Verfügung, die gegen wenige Virustypen einen Schutz bieten. Die Nebenwirkungen dieser Impfstoffe werden zwischen Pharmaherstellern und Betroffenen mit heftigen Impfreaktionen und -folgen sehr kontrovers diskutiert. In manchen Ländern sind Impfungen dennoch gesetzlich vorgeschrieben. Sie bieten derzeit aber nur einen Schutz gegen wenige Virustypen und nur, wenn nicht bereits eine Infektion vorliegt. Deshalb kommt der Aufklärung und der Verhütung der Infektion eine große Bedeutung zu. Beides wird oft vernachlässigt.

Wurden bei einer Untersuchung (z. B. des Genitalbereichs oder der Mundhöhle) HP-Viren festgestellt, dann sollte ein regelmäßiges Monitoring zu Infektionsauswirkungen und Behandlungserfolgen stattfinden, inkl. immunologischer Untersuchungen.

Um das HPV-Gefahrenpotenzial einzuschränken, sollten (je nach Virustyp und je nach Zustand des betroffenen Gewebes) ärztlich empfohlene Zeiträume für Verlaufskontrollen der Behandlung unbedingt eingehalten werden.

Aufklärung für verantwortungsbewusste Partnerschaft

Generell zeigen Studien, dass die Gefahren einer HPV-Infektion bisher nur unzureichend ins öffentliche Bewusstsein gedrungen sind. Erst genaues Wissen über die Vorgänge bei einer HPV-Infektion ermöglicht den Menschen, sich vor, bei und nach neuen Partnerkontakten verantwortungsvoll zu verhalten.

Bei einem neuen Partnerkontakt bietet ein Kondom einen gewissen Schutz. Da aber die Humanen Papillomaviren im ganzen Urogenitalbereich vorkommen, ist Schutz nicht vollständig gegeben.

Vorsorge durch sinnvolle Untersuchungen

Untersuchungen in der HPV-Diagnostik werden oft umständlich und kompliziert vorgenommen. Teils wird dies mit Kosten begründet. Dabei wäre es einfach, mit dem Pap-Test-Material sofort auch eine HPV-Untersuchung durchzuführen, wenn der Wunsch danach besteht.

Beim Pap-Test oder Papanicolaou-Test findet mittels Zellabstrich vom Gebärmutterhals eine mikroskopische Untersuchung von Zellen zur frühzeitigen Entdeckung von Krebs und dessen Vorstadien statt. Wenn Pap-Teste schwanken oder erhöht sind, dann kann dies auf Krebsvorstufen hinweisen.

Spätestens wenn ein solcher Test von der Norm abweicht, ist es unbedingt ratsam, einen HPV-Test (mit Virustypisierung) durchzuführen. Denn die Viren sind der Hauptgrund für Zellveränderungen, die zu einer Erhöhung der Pap-Test-Werte führen. Leider wird der HPV-Test in den meisten Fällen nicht „automatisch” gemacht, sondern muss von der Patientin verlangt werden.

Bei Männern werden ähnliche Untersuchungen bedauerlicherweise im Rahmen der Vorsorge nur auf gesonderte Anforderung durchgeführt. Da die Vorsorge bei Männern ohnehin eher unpopulär ist, fehlt auch das Bewusstsein für eine mögliche, über viele Jahre still verlaufende Infektion mit HPV. Vorsorge findet fast ausschließlich als Tast-Untersuchung der Prostata und über die Bestimmung des PSA-Werts statt. HPV-Tests gehören nicht zur Routine, obwohl Männer durch HP-Viren ebenso erkranken können wie Frauen.

Eine zeitliche Abstimmung oder Verbindung von Vorsorgeuntersuchungen bei beiden Geschlechtern (insbesondere bei Partnerschaften) und eine damit verbundene Aufklärung sind derzeit in der Medizin nicht üblich. Es steht aber fest, dass die Übertragung durch den Geschlechtspartner stattfindet und damit beide Geschlechter als Träger und Übertragende der HPV-Infektion infrage kommen.

Triggerfaktoren beachten!

Mischinfektionen können neben einer immunologischen Irritation auch heftige Läsionen, also Verletzungen an betroffenen Schleimhäuten entstehen lassen. So entstehen HPV-Eintrittspforten. Bakterien und Pilze im Vaginalsekret zum Beispiel können zu chronischen Wundinfektionen führen und so die Eintrittsmöglichkeit der Viren in den Körper verstärken. Insofern gehört die Untersuchung und Behandlung von Bakterien und Pilzen auch zur Vorbeugung gegen Auswirkungen von HPV-Infektionen.

Generell kommt dem Immunsystem für die Eindämmung der Folgen einer HPV-Infektion (ebenso wie bei anderen Viren) eine wichtige Aufgabe zu. Eine geschwächte Milz und andere Erreger im Falle von Mischinfektionen können die Verbreitung der Viren zusätzlich unterstützen.

HPV-Diagnostik erfordert sorgfältige Probengewinnung

Auf diesem Hintergrund sollte der HPV-Nachweis besonders gründlich und mit System betrieben werden.

Es ist angeraten, die Materialgewinnung mit einer geeigneten Technik (z. B. Brush-Einsatz) durchzuführen. Solche Tests stehen nicht nur in der Gynäkologie sondern auch für Männer zur Verfügung. Männer sollten die Risiken der HPV-Infektionen ernst nehmen und sich darüber informieren.

Im Rahmen eines Check-ups inspiziert ein erfahrender Arzt generell auch die Mundhöhle. Es wird dort nach Leukoplakien gesucht (rote oder weiße unregelmäßige Läsionen), die – nach fachärztlicher Beurteilung – leicht vor einer Entartung behandelt werden können.

Bitte beachten Sie, dass ein Laie eine medizinisch korrekte Deutung dieser Läsionen nicht vornehmen kann. Sie benötigen eine fachärztliche Untersuchung. Nur dann können Verwechslungen einer möglichen HPV-Infektion mit anderen Erkrankungen vermieden werden. Übertragen Sie Abbildungen und Illustrationen nicht auf sich selbst! Die Beurteilung und Probengewinnung erfordert sehr viel fachliche Erfahrung.

Ärzten und Zahnärzten stehen einfache weitere Tests zur Verfügung, die über das Risiko Auskunft geben, an einem Karzinom im Mund-Rachen-Raum zu erkranken, etwa Anti-Körper-Tests (7). Bei positiven Testergebnissen sollte eine sehr sorgfältige Beobachtung der Schleimhäute erfolgen. Es kann in diesem Zusammenhang trügerisch sein, von der Abwesenheit von Leukoplakien direkt auf Papilloma-Freiheit zu schließen. Insofern sollten solche Tests ggf. einbezogen werden, wenn ein Verdacht naheliegt – etwa bei vorliegender Infektion eines Partners.

Humane Papillomaviren können für viele Beschwerden mitursächlich sein

Viele HPV-Infektionen können zunächst „still und leise”, also unauffällig verlaufen. Wie auch bei anderen Erregern können Infektionen mit dem HP-Virus lange beschwerdefrei bleiben.

Wenn sich Warzen oder Leukoplakien bilden oder Zellveränderungen nachgewiesen sind, sollten umgehend medizinische Maßnahmen ergriffen werden. Die Früherkennung ist hier besonders wichtig. Bei positivem HPV-Nachweis stehen eingeschränkte Behandlungsmethoden zur Verfügung, wie zum Beispiel ein gezieltes Abtragen der Geweberegionen, sofern diese erkennbar sind.

Eine HPV-Untersuchung gehört zur allgemeinen Vorsorge auch dann, wenn keine hinreichend andere plausible Erklärung für eines oder mehrere der folgenden Symptome gefunden wird

  • bei Frauen und Männern: Warzen am Anus und spür- und sichtbar im Enddarm
  • Ablagerungen (sogenannte Leukoplakien) auf der Mund-Rachen-Schleimhaut
  • Juckreiz und Brennen, bei rissigen Feigwarzen austretendes Blut
  • bei Frauen: Warzen an Genitalien, die sich einzeln oder in Gruppen zeigen (an Schamlippen und am Gebärmutterhals)
  • bei Männern: Warzen an Genitalien, die sich einzeln oder in Gruppen zeigen (auf der Vorhaut, am Penisschaft oder an der Harnröhrenmündung).

Dank für die Mitwirkung an Dr. med. Jan de Jonge

Hinsichtlich der Darstellung der wissenschaftlichen und klinischen Thematik der Folgen von HPV-Infektionen auf den Körper danken wir Dr. med. Jan de Jonge, Institut für Pathologie und Zytologie Schüttorf/Leer, der insbesondere für die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen dem HPV-Genotyp und dem zytologischen bzw. histologischen Befund wichtige Hinweise gegeben hat.

Wissenschaftliche Literatur zu den vorstehenden Ausführungen

(1) Cogliano, V. et al., WHO International Agency for Research on Cancer (2005): Carcinogenicity of human papillomaviruses. The Lancet Oncology, Volume 6, Issue 4, Page 204, April 2005.

Weitere Literatur zum Thema „HPV und Krebs” im Literaturverzeichnis.

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